In der Verhaltsforschung versteht man unter Appetenz das Vorhandensein primärer, angeborener und nicht von außen veranlasster Triebe, die dem Erreichen eines bestimmten Ziels dienen – ergo steht Appetenz für jede Form des Verlangens wie Lust, Sehnsucht, Drang, Streben, Neigung oder Begierde. Der Appetenz-Appetenz Konflikt beschreibt, dass wir zwischen zwei attraktiven Optionen die Wahl haben, aber beide nicht gleichzeitig erreicht werden können, d.h. ich muss mich zwischen ihnen entscheiden.
Was hat das alles mit einem Hund zu tun? Tja diese Verhaltenstheorie gilt auch für deinen Wauzi, also die Suche nach dem Reiz. Nimmt dein Süßer einen Reiz, also Auslöser, wahr, welcher das Jagdverhalten auslöst, wird eine Verhaltenskette abgespult. Übrigens, Jagen heisst nicht gleich, dass dein Bolonka wie ein Wolf Tiere reisst, aber alleine durch Fangspiele wie fliegende Bälle, Stöckchen werfen, Fahrräder, etc wird ein Jagdverhalten ausgelöst. Und das Jagdverhalten folgt einem Muster, der sich in 6 Phasen aufteilt:
- Ungerichtete Appetenz: Orientieren, Suchen nach einem Reiz
- Gerichtete Appetenz: Fokussieren, Ausrichten auf einen Reiz
- Gerichtetes Annähern: Anschleichen, Hetzen
- Packen
- Töten
- Fressen
Soweit so gut. Fragst dich bestimmt, was hat das mit mir und der Hundeerziehung zu tun? Ganz einfach, als Halter musst du deinen Wauzi „lesen“ lernen. Wurden vorher bestimmte Grundlagen geschaffen, kannst du diese nutzen, um die Appetenz zu unterbrechen, und damit das unter Umständen darauf folgende Jagen zu verhindern. Theoretisch hast du nur eine Chance einzugreifen, nämlich in Phase 1: der Suche nach dem Reiz. Befindet sich dein Hundibundi schon in Phase 3, dem „gerichteten Annähern“ ist also losgelaufen, wird es schwierig bis unmöglich, ihn noch mit akzeptablen Mitteln zu erreichen. Er hat dann den Tunnelblick, der alle nicht zum Verfolgen der Beute relevanten Sinneskanäle quasi „abschaltet“. Das heißt wiederum im Umkehrschluss, dass die Phase 2 gerichtete Appetenz die letzte Sequenz der Kette des Jagdverhaltens ist, in der noch auf den Hund zumindest hypothetisch eingewirkt werden kann, um das Jagen zu unterbrechen. Hypothetisch deswegen, weil sie sehr kurz sein kann – manchmal nur Bruchteile von Sekunden.
Um überhaupt solch eine Suche nach Reizen nicht aufkommen zu lassen, beschäftige ich mich mit meiner Kleinen während ich mit ihr spazieren gehe. Hierzu gibt es viele Ideen auf youtube oder im Netz, bitte schaut einfach mal nach, was für euch passend ist. Es muss keine Riesen-Action sein, es genügen oftmals kleinere Aktivitäten zwischendurch.